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Weston Präzisions-Wattmeter - 1910er/1920er Jahre ? [Beitrag #9738] Do., 09 Juni 2016 01:25 Zum nächsten Beitrag gehen
Getter
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Weston Electrical Instrument Corporation, Berlin

Eigentlich eine US-Firma, aber offenbar gab es auch eine Fertigung in Berlin.

Die Firma mag manchen eher bekannt sein durch die Weston Exposure Meters (Belichtungsmesser) oder durch das Weston-Element, eine äußerst präzise Quecksilber-Cadmium-Spannungsreferenz, welche als internationaler Standard von 1911 bis 1990 genutzt wurde :
https://en.wikipedia.org/wiki/Weston_cell

Das US-Wikipedia schreibt zu Edward Weston :
Wikipedia wrote :
In 1888 he formed the Weston Electrical Instrument Corporation which would become famous for its voltmeters, ammeters, wattmeters, ohmmeters, frequency meters, transformers, and transducers.

Hier : https://en.wikipedia.org/wiki/Edward_Weston_%28chemist%29
Zur Weston Electrical Instrument Corporation gibt es dort allerdings leider derzeit noch keinen Artikel.

Hier kann man etwas lesen über die Weston Electrical Instrument Corporation :
http://weston.ftldesign.com/ - aber kein Wort zu einer Auslandsfertigung in Deutschland.

Edward Weston (May 9, 1850 August 20, 1936) war in gewisser Weise ein 'Wettbewerber' von Thomas A. Edison.
index.php?t=getfile&id=5170&private=0
Der Spannungspfad wird nur durch Druck auf den Taster rechts unten eingeschaltet, somit erhält man nur dann eine Anzeige, während die Taste gedrückt wird.
index.php?t=getfile&id=5171&private=0
Innen fehlt leider der Vorwiderstand für den Spannungspfad. Man könnte natürlich einen anderen einbauen, jedoch wäre das Gerät dann ebensowenig original, wie es ohne den Vorwiderstand ist.
index.php?t=getfile&id=5172&private=0
Aus welchem Material mag das Messwerk-Gehäuse sein ? Es ist dunkler, als es das Bild vermuten lässt. Aluminium-Guss ist somit eher unwahrscheinlich, außerdem wurde Aluminium erst um 1930 herum preislich akzeptabel für industrielle Fertigung von Produkten.
Deshalb waren bis dahin beispielsweise Typenschilder aus Messing und wurden erst danach aus Aluminium gefertigt.
Auch an diesem Wattmeter findet sich ein Messing-Typenschild.
index.php?t=getfile&id=5173&private=0index.php?t=getfile&id=5174&private=0
Mit ° bezeichnete man damals auch Skalenteile - es is nicht zwangsläufig ein geometrisches Grad, was einen Zeigerausschlagwinkel angäbe.
Es handelt sich hier um ein Einbereichs-Instrument.
Die festen Bereiche von 100V und 5A lassen einen Betrieb an Messwandlern vermuten.
index.php?t=getfile&id=5175&private=0
index.php?t=getfile&id=5176&private=0index.php?t=getfile&id=5177&private=0
Dieses Gerät hat die Seriennummer 17 - noch keine Massenfertigung...
So ein Instrument war eine Kostbarkeit, nahezu unerreichbar selbst für kleinere Firmen.
index.php?t=getfile&id=5178&private=0
Hier die Glaslinse über dem Messwerk - solche Linsen findet man auch bei Siemens-Instrumenten der Jahrhundertwende :
index.php?t=getfile&id=5179&private=0
3-1/3 kOhm bei 100V ergibt 30mA, also 3 VA im Spannungspfad, was hier fast 3Watt entsprechen dürfte, da der ganz überwiegende Teil der Spannung im Vorwiderstand abfallen dürfte.
index.php?t=getfile&id=5180&private=0
Warum heißt es hier 'or' ? Man würde ein 'Oder' vermuten. Ansonsten ist das Instrument komplett 'eingedeutscht'. Ich denke nicht, dass dort ein 'or' als Relikt der US-Herkunft steht :
index.php?t=getfile&id=5181&private=0
Hier ein Inventarschild der Firma Heemaf, Hengelo (NL)
Das Gerät wurde klar für Deutschland produziert. Ob es in den Kriegswirren in die Niederlande gelangt ist ? Die Firma N.V. Hengelosche Electrische en Mechanische Apparaten Fabriek existierte lt. NL.Wikipedia.org unter diesem Namen von 1908 bis 1963. https://nl.wikipedia.org/wiki/Heemaf
index.php?t=getfile&id=5182&private=0

Bitte auch diese Bilder ohne Rücksprache mit mir nicht anderweitig verwenden, als für dieses Forum.
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[Aktualisiert am: Do., 09 Juni 2016 01:28]

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Aw: Weston Präzisions-Wattmeter - 1910er/1920er Jahre ? [Beitrag #9741 ist eine Antwort auf Beitrag #9738] Do., 09 Juni 2016 09:18 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Elektron ist gerade offline  Elektron
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Ort: Sulzbach-Rosenberg
In meinem Besitz befindet sich ein Gerät der "European Weston Electrical Instrument Corporation Berlin"
Die Bilder sind auf meiner Homepage zu sehen:
http://www.radiofundgrube.de/details_messgeraete_weston_acdc .php
Als ich über die Firma regergierte fand ich im Weston Museum ein ähnliches Voltmeter einer amerikanischen Ausführung
index.php?t=getfile&id=5183&private=0
Dort findet man auch ein wohl älteres Model eines Wattmeters wie es Herr Hasselmeier hier vorgestellt hat.
index.php?t=getfile&id=5184&private=0


  • Anhang: Weston_ACDC.jpg
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  • Anhang: Weston.jpg
    (Größe: 128.00KB, 961 mal heruntergeladen)


Viele Grüße
Roland Biesler
www.radiofundgrube.de

[Aktualisiert am: Do., 09 Juni 2016 09:19]

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Aw: Weston Präzisions-Wattmeter - 1910er/1920er Jahre ? [Beitrag #9752 ist eine Antwort auf Beitrag #9741] Fr., 10 Juni 2016 00:43 Zum vorherigen Beitrag gehen
Getter
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Hallo Herr Biesler,

danke für die Ergänzung !

Auch bei den Voltmetern findet sich der Taster, somit sind auch diese nur für Kurzzeitbetrieb vorgesehen.
Meine Vermutung ist, dass aufgrund der (verglichen mit späteren Instrumenten) sehr hohen Stromaufnahme durch diese Maßnahme eine schädliche Erwärmung der Vorwiderstände und/oder des Messwerkes vermieden werden sollte.

Ist das, was bei den Voltmetern wie ein Thermometer aussieht, tatsächlich eines ? Misst es die Messwerk-Temperatur ?
Wenn ja, dann tippe ich mal darauf, dass mit dem Drehschalter oben eine temperaturbedingte Abweichung der Anzeige vom realen Wert kompensiert wurde ?

Interessant ist noch, dass auch beim Voltmeter ein elektrodynamisches Messwerk verwendet wurde. Das erscheint doch unnötig aufwändig, elektrodynamische Messwerke finden sich bei späteren Messgeräten nur in Wattmetern, bei denen schließlich die Multiplikation der Ströme im Strom- und im Spannungspfad unter Berücksichtigung der Phasenlage relevant ist. In Voltmetern für Wechselspannungen (bzw. in Amperemetern für Wechselströme) hat man später viel einfacher Dreheisen-Messwerke verwendet (oder Drehspul-Messwerke mit Gleichrichter davor)
Möglicherweise war das Dreheisen-Instrument zur Zeit des gezeigten E-dyn-Voltmeters einfach noch nicht bekannt oder zumindest noch nicht entwickelt worden.


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Was mir gerade noch auffällt beim Betrachten der eigenen Bilder :
Das 'Heemaf Hengelo'- Schild ist von genau der gleichen Art, wie dasjenige von Weston unterhalb der Skala. Es ist ein Schild ohne Schlagzeichen, also von vornherein so gefertigt, wie es dort angebracht ist. Es ist ebenfalls ein Messingschild. Wäre es erst später (in den 1940er Jahren) angebracht worden, wäre es sehr wahrscheinlich in einem anderen Stil und aus Aluminium.
Also spricht sehr viel dafür, dass dieses Instrument in Berlin auf Bestellung zwar direkt für die Lieferung an Heemaf gefertigt wurde, aber dennoch für die Niederlande nicht die Beschriftung sprachlich angepasst wurde.

Grüße aus HH !
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