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Telefunken FE8 - Vorgänger und Nachfolger [Beitrag #4128] Sa., 23 November 2013 01:39 Zum nächsten Beitrag gehen
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Hier der Versuch einer Zusammenfassung über die Entwicklung, die bei Telefunken zum FE8 führte:

Miro hat eine Abbildung eines Telefunken Fernsehers "Karolus I" hochgeladen und um Informationen zu diesem Gerät gebeten. Dieses Gerät war bisher, jedenfalls mit dieser Bezeichnung, unbekannt.
Nachfolgend ein Bild aus dem Miro vorliegenden Prospekt und ein Scan der Vorderseite des Prospekts aus dem das Bild herauskopiert wurde:
index.php?t=getfile&id=1823&private=0
index.php?t=getfile&id=1882&private=0

Leider fehlt ein Scan der Rückseite dieses Prospekts, der potenziell weitere wichtige Informationen enthält. Auf dieser fehlenden Rückseite sind laut Miro auch der "Karolus II" (Standgerät) und der "Karolus III" (Truhe) abgebildet.

Schnösel1962 gibt später den Hinweis, dass in der Funktechnik 1951, Heft 19, Seite 523 wahrscheinlich das Standgerät jedoch ohne Typenangabe abgebildet ist. Der Artikel dazu über die deutsche Fernsehtechnik im Jahr 1951, wurde von Karl Tetzner verfasst. Hier die entsprechende Abbildung:

index.php?t=getfile&id=1895&private=0

Schnösel1962 gibt auch den Hinweis auf das Blockschaltbild des Gerätes im gleichen FT Heft:

index.php?t=getfile&id=1902&private=0

Die Röhrenbestückung ist mehr oder weniger Standard für diese Zeit, auf die Schwungradsynchronisierung und den Intercarrierton wird nicht nur in diesem Artikel hingewiesen. Interessant ist die Verwendung einer Philips Enneode EQ80 als FM Demodulator.
Diese Röhrenbestückung spricht dagegen, dass es sich bei dem in der FT vorgestellten Fernsehgerät um den späteren FE8 handelt. Wahrscheinlich ist es, dass es sich um einen Entwicklungsstand handelt, der dann zum FE8 führte und nach außen zur Messe Karolus hieß.
Vom FE8 scheint es ziemlich viele verschiedene Versionen zu geben. Ich kann leider keinen Artikel zum FE8 in Funktechnik, Funkschau oder Radiomagazin finden, der die Entwicklung speziell bei Telefunken beschreibt. Auf rm.org gibt es unter http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fe8tfe_8.html ein Bild. Das gleiche Gerät findet man auch hier etwas weiter unten im Text als Standgerät. Ob es die verwendete Bildröhre B35A über einzelne Labormuster hinaus gebracht hat, ist fraglich. Sie taucht nicht in den Telefunken Röhenfertigungslisten auf, ist fast komplett baugleich mit der späteren MW36-22 und scheint uns nicht erhalten zu sein.

Im Radio Magazin 1951, Heft 10, Seite 335 findet man auch wieder das Standgerät. Interessant hier ist der Verweis auf die "bald startende Fertigung". 1951 war Fernsehen bei uns in Deutschland (in den USA war man kurz vor der Farbe!) noch in den Kinderschuhen. Leider fehlt im Artikel der Hinweis auf die Röhrenbestückung. Wahrscheinlich ist hier aber das gleiche Gerät wie in der Funktechnik gemeint, bezieht man sich doch auf die gerade vergangene Funkausstellung und den Teppich im Vordergrund kann man auch auf den anderen Bildern sehen Wink.

index.php?t=getfile&id=1898&private=0
index.php?t=getfile&id=1897&private=0

Last but not least hat auch die Funkschau (auch Franzis Verlag) 1951, Heft 19, Seite 369 einen Artikel von Werner W. Diefenbach über die Berliner Ausstellung. Hier ist auch wieder ein Blockschaltbild des Telefunken (Stand-)Gerätes mit EQ80 angegeben, es scheint dem weiter oben zu entsprechen, ist aber umgezeichnet:

index.php?t=getfile&id=1900&private=0

In der Funktechnik 1952, Heft 10 findet sich ein sehr interessantes Vorwort. "Es wurden bis dato nur einige hundert Fernsehempfänger verkauft". Die Geräte der Berliner Industrieausstellung vom Oktober 1951 waren fast alle Labormuster und wurden nach kurzer Zeit wieder modifiziert, hier der Artikel im Wortlaut:

index.php?t=getfile&id=1899&private=0

Im Radio Magazin 1952, Heft 2 ab Seite 37 findet man wieder, wie von Getter recherchiert, einen Pressebericht über den Stand der Empfängerentwicklung. Die Geräte Telefunken FE8T und FE8S werden jetzt namentlich vorgestellt. Vom Standgerät (FE8S) wird auch ein Bild gezeigt. Es ist jetzt ein äußerlich sichtlich anderes Gerät als das noch 1951 in Berlin gezeigte. Im Inneren hat man sicher auch gewerkelt: Bei der Röhrenbestückung wurde vor allem die EQ80 durch die EAA91 ersetzt. Die Philips EQ80 war auch keine wirklich passende Röhre in einem Telefunken Gerät und wurde ersetzt. Die Bedienung ist immer noch über je 2 Doppelknöpfe links und rechts der Bildröhre, also über 4 Doppelknöpfe realisiert. Die spätere Klappe ist noch nicht zu sehen. Lediglich der Lautsprecher könnte klappbar ausgeführt sein. Vielleicht war dort ein Fach vorgesehen. Auf den Bildern kann man nur einen Griff indentifizieren, vielleicht ist es aber auch nur eine Zierleiste oder eine Blende um die Röhre zu verschließen. Gesehen habe ich von dieser Variante mit den vier Knöpfen noch keins, weder als aktuelles Bild noch als "lebendes" Gerät. In den Telefunken Unterlagen findet man ein zeitgenössisches Bild.

index.php?t=getfile&id=1930&private=0

Laut Telefunken Fertigungsunterlagen wurden in Hannover insgesamt 70 FE8T (Tischgerät) und 30 FE8S (Standgerät) hergestellt. Die Fertigung lief dabei bis ins Frühjahr 1952. Die letzen FE8 wurden demnach im April 1952 hergestellt. Insgesamt war das Fertigungslos mengenmäßig also in der Größenordung der Vorkriegsfernseherproduktion.

index.php?t=getfile&id=1912&private=0index.php?t=getfile&id=1913&private=0

Der dokumentierte Nachfolger des FE8, der FE8a (nur noch zwei Knöpfe auf der Vorderseite und eine Klappe unter der Bildröhre), wurde dann schon in etwas größerer Stückzahl hergestellt. Laut den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen wurden insgesamt 605 FE8a in den unterschiedlichsten Versionen hergestellt. Interessanterweise überschnitten sich die Fertigung von FE8 und FE8a von Februar bis April 1952. Sehr interessant zum Nachvollziehen wären dafür die Seriennummern von noch erhaltenen Geräten.

index.php?t=getfile&id=1929&private=0

Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Karolus Prospekt z.B. für eine der hier genannten Messe oder Ausstellung gedruckt wurde, um, wie von MonsieurTelevision erwähnt, bei der "Leistungsschau Fernsehen" vorne mit dabei zu sein. Warum nicht für die hier angegebene Berliner Ausstellung. Karolus könnte auch, wie Getter zu bedenken gab, eine Benennung sein um dem Gerät einen schöner klingenden Namen als FE8 zu geben. Ähnlich vielleicht wie Grundig mit der Kleeblatt- oder Saba mit der Heimatserie. Das ist alles Spekulation, es wäre jedenfalls sehr interessant mehr darüber heraus zu finden. Helft uns liebe Leser!

Ich würde mich sehr über die zweite Seite des Prospekts von Miro freuen. Vielleicht findet man dort Hinweise auf das Druckdatum oder die Röhrenbestückung um das Prospekt und die Geräte besser zuordnen zu können.

Viele Grüße und einen großen Dank an Getter und das GFGF-Archiv, die mich hier sehr unterstützt haben

Dirk



Dirk Becker / Anode

[Aktualisiert am: Fr., 29 November 2013 12:32]

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Aw: Telefunken FE8 - Vorgänger und Nachfolger [Beitrag #15916 ist eine Antwort auf Beitrag #4128] So., 18 April 2021 00:15 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Getter
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Ort: In Hör-Reichweite der au...
Ich hole das Thema mal wieder hoch, denn bekämen wir weitere Informationen, wäre das sehr interessant.
Aw: Telefunken FE8 - Vorgänger und Nachfolger [Beitrag #15922 ist eine Antwort auf Beitrag #15916] So., 18 April 2021 09:33 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Hörer ist gerade offline  Hörer
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Ort: Frankfurt am Main
Hallo zusammen,

die Philips- Enneode EQ80 kann durchaus als "schnelle Lösung" hereingekommen sein. 1951 gab es noch keine PABC80, und bei einer EAA91 hätte man voch eine zusätzliche Vorstufen- Triode vor der Endröhre PL82 gebraucht.

Zum Thema 'Philips bei Telefunken': Das Telefunken- Tonbandgerät "Magnetophon KL15" (1951) wurde in den ersten Serien mit Valvo- Röhren EF40 bestückt, dann wurde im Laufe der Serie auf Telefunken EF804 umgestellt.

Viele Grüße


Ronald
Aw: Telefunken FE8 - Vorgänger und Nachfolger [Beitrag #15926 ist eine Antwort auf Beitrag #15922] So., 18 April 2021 18:12 Zum vorherigen Beitrag gehen
Getter
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Ort: In Hör-Reichweite der au...
Hörer wrote :
die Philips- Enneode EQ80 kann durchaus als "schnelle Lösung" hereingekommen sein
Hallo,
das wäre denkbar - halte ich aber für unwahrscheinlich. Schließlich besaß Telefunken durch Vereinbarungen mit RCA das Recht, (zumindest in Europa) die Ratiodetektor-Schaltung zu nutzen und hatte das zB. bereits beim T5000 ein Jahr vorher in einem Seriengerät getan. Man hatte also bereits Erfahrungen damit und eine ausgereifte Entwicklung lag vor. Es ist ziemlich kurios, gerade dann in einem neuen Gerät, das zudem eher ein Präsentationsobjekt war, noch kein Seriengerät, ein Produkt des 'Erzrivalen' Philips einzubauen.
Das ist wie ein neuer Formel 1 - Ferrari mit Mercedes-Motor.
Mit Sicherheit wird Telefunken das Konkurrenzprodukt namens EQ80 im Labor genau untersucht und ausprobiert haben - aber ausgerechnet in ein Präsentationsgerät einbauen, das ja die eigene Leistungsfähigkeit unterstreichen soll ? Das ist ausgesprochen kurios, selbst in einem Vorserien-Modell wie diesem.
Tatsächlich war die EQ80 1951/52 kurz in einigen Radios (Saba) und Vorserien-Fernsehgeräten zu finden, also aus Sicht der Artikelschreiber in den einschlägigen Zeitschriften keine Kuriosität. Da sich auch sonst einige Fehler in der Berichterstattung über die damals noch völlig neue Technik finden (zB. wird bei einem Tonfunk-TV eine Videoendstufe angegeben, bestückt mit PL80 und PL82, was soll das sein ? Gegentakt vielleicht ? Und eine PL80 gab es nicht...), halte ich es auch für möglich, dass ein Fehler in der Berichterstattung vorliegt und gar keine EQ80 in dem Telefunken zu finden war, sondern ein Fehler in der ersten Veröffentlichung wurde anschließend von allen weiteren Autoren übernommen.
Schließlich haben wir bislang kein originales Dokument von Telefunken, das weitere Daten wie zB. die Röhrenbestückung angibt. Die weiteren Seiten des Prospektes wurden uns trotz Bitte darum nicht von MIRO zugänglich gemacht, wir haben nur einen Teil einer Seite bekommen.
Darüber kann man nun denken, was und wie man möchte, bitte keine Diskussion darüber, jedenfalls haben wir bislang keine originale Angabe der Röhrenbestückung oder sonstige tiefergehende Information aus erster Hand über die Technik im Gerät und alles Vorstehende sind bis dahin nur Thesen, die sich als falsch oder richtig erweisen können.

Vielleicht hat ja noch jemand weitere Informationen und ist bereit, diese der GFGF zugänglich zu machen... dann bitte melden, dazu soll dieser Thread dienen.

Grüße aus HH !
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