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Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7167] Fr., 27 Februar 2015 20:40 Zum nächsten Beitrag gehen
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Der Telefunken Sessel- Phonosuper M985 kam 1948 zu einem Preis von 985 DM auf den Markt.
Das war für damalige Verhältnisse unverschämt teuer, jeder erwachsene Bundesbürger erhielt in diesem Jahr 60 DM "Startgeld".
Für den Preis eines M985 konnte man zwei Grundig- Spitzensuper 495W oder vier Standardradios 246W (mit demselben Röhrensatz!) kaufen.
Der M985 enthält nur einen Standardempfänger (ECH11, EBF11, ECL11), dazu einen zugegebenermaßen guten Schellack- Plattenspieler mit PE- Laufwerk, Telefunkem- Tonarm TO1002 und Entzerrer- Vorverstärker (EF12). Vorrüstung für künftige Entwicklungen wie UKW oder Langspielplatte sind nicht vorgesehen, das Gerät war bei seinem Erscheinen eigentlich schon veraltet.
Aber:
Auf einem mir vorliegenden Gerät sind die Röhrensockel mit "AFN" gestempelt. Könnte es sein, dass die US- Army dieses Gerät in Auftrag gegeben hat, um ein europäisches "Radiogram" für 220V/50 Hz zu haben ? Man spielte darauf Jazz- und Swing- Platten, und für den AFN- Empfang reichte ein AM- Radio. Die 985 DM entsprachen seinerzeit 250 US- Dollar...

Weiß jemand Genaueres ?

Es grüßt

Ronald
Aw: Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7168 ist eine Antwort auf Beitrag #7167] Fr., 27 Februar 2015 22:38 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
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Hallo Roland,

das ist eine interessante Theorie. Die 250 U$D passen aber nicht genau. Der Wechelkurs betrug vom 1. Mai 1948 an 3,33 DM/U$D und mit der Abwertung der Deutschen Mark vom September 1949 wurde er dann auf 4,20 DM/U$D festgelegt (wie zu Vorkriegszeiten ab der Inflation der 1920er; siehe http://www.moneypedia.de/index.php/Wechselkurs_zum_Dollar).
Das ergibt dann 295,80 U$D respektive 234,52 U$D für den Sessel Phonosuper also nur ungefähr 250 U$D. Ich habe auch einen Sessel Phonosuper M985. Ich werde mal schauen, wie meiner gestempelt ist und was er für ein Baujahr hat. Vielleicht ist die Konstruktion und der Preis ja noch aus der Zeit vor 1948 und später wurde der Preis nicht mehr geändert? Wer weiß mehr?

Viele Grüße

Dirk







Dirk Becker / Anode
Aw: Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7172 ist eine Antwort auf Beitrag #7168] Sa., 28 Februar 2015 19:39 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
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Hallo Dirk,

Dass die Umrechnung des deutschen Verkaufspreises nicht centgenau 250 USD waren, ist mir auch klar. Wenn wirklich Geräte an die Amerikaner gingen, hat man vielleicht den Preis in dieser Größenordnung festgesetzt. Für einen deutschen Kunden waren die Sesselphonos nur schwer erschwinglich, wie mein Preisvergleich mit anderen populären Geräten dieser Zeit zeigt.
Waren Phonosuper denn grundsätzlich so teuer ? Der TO1000 hat vor dem Krieg 37,50 RM gekostet.

Es bleibt die Frage, wieviele dieser Geräte gefertigt wurden. Ich habe bei einer Entrümpelungsfirma für kleines Geld zwei defekte, nicht vollständige M985 gekauft, wahrscheinlich aus einem Sammlernachlass. Die haben die Seriennummern 300542 und 3001092; von anderen Sammlern sind mir noch 300811 und 300404 bekannt. Wenn 300 die Modellkennung war, hat der 3001092 die höchste Nummer; es müssten dann über 1000 Stück gewesen sein.


Mit freundlichem Gruß

Ronald
Aw: Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7173 ist eine Antwort auf Beitrag #7172] Sa., 28 Februar 2015 23:03 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
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Das GFGF-Archiv ist ziemlich sensationell mit Telefunken Dokumenten aus der Zeit ausgestattet und so habe ich tatsächlich Fertigungsunterlagen zum Sessel-Phonosuper M985 gefunden (siehe Anhang), die ich hier nicht vorenthalten will.
Das Gerät wurde ab Dezember 1948 gefertigt und war anscheinend ein ziemlicher Ladenhüter. Es wurden deutlich mehr Geräte gefertigt (987 Stück) als verkauft (767 Stück) und so dürften noch 200 Geräte übrig geblieben sein. Bei anderen Geräten, die auch im GFGF-Archiv dokumentiert sind, geht das Null auf Null auf. Was mir nichts sagt,m ist die Abkürzung "K.H.B." bei der Fertigungsvorgabe von 1000 Stück. Wer weiß mehr?

Viele Grüße

Dirk



P.S.: S/N und Chassis-Aufnahme meines Gerätes kommt morgen.


Dirk Becker / Anode

[Aktualisiert am: Sa., 28 Februar 2015 23:04]

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Aw: Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7176 ist eine Antwort auf Beitrag #7173] So., 01 März 2015 23:35 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
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Also, hier die Bilder meines Sessel Phonosupers (Der Plattenspieler ist leider nicht original). Die Typenbezeichnung ist nicht explizit erwähnt. Die Seriennummer des Geätes lautet 300530. Weiter oben lese ich bei Dir, dass es eine S/N 3001092 gegeben hat, das passt dann nicht so ganz zu den Fertigungsunterlagen, die ich gepostet habe. Wie ist das zu erklären?

Viele Grüße

Dirk


P.S.: Kann die AFN Stempelung Deines Gerätes auch etwas mit der Geräteausführung, z.B. der Skala zu tun haben?


index.php?t=getfile&id=3255&private=0
index.php?t=getfile&id=3257&private=0
index.php?t=getfile&id=3256&private=0
index.php?t=getfile&id=3264&private=0


Dirk Becker / Anode

[Aktualisiert am: Mo., 02 März 2015 23:32]

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Aw: Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7178 ist eine Antwort auf Beitrag #7167] Mo., 02 März 2015 20:01 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
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index.php?t=getfile&id=3260&private=0
Hallo Dirk,

nun auch Bilder meines Gerätes, wie ich es funktionsfähig komplettiert und repariert habe. beide Geräte haben eine helle Skalenscheibe, die ganzflächig durchleuchtet wird. Das eine Gerät hat die gleichen "Art Deco"- kupfereloxierten Alu- Drehknöpfe,das andere mit dunkelbrauner Farbe lackierte Knöpfe (auch Alu, gleiche Form). Bei dem besser erhaltenene Gerät fehlte der Plattenspieler, es war auch ein Ausschnitt für ein "modernes" laufwerk vorhanden, aber keines eingebaut. Ich habe die Ausschnitte im Holz geschlossen und wieder der tropfenförmigen Einbauöffnung des alten Schellackplayers angepasst, den ich aus dem "Spendergerät" umgesetzt habe. Hier ist auch die Seriennummer301592 lesbar.

index.php?t=getfile&id=3258&private=0

index.php?t=getfile&id=3259&private=0

Beide Geräte hatten auch einen UKW- Vorsatz mit mehr oder weniger Geschick eingebaut: der eine einen UKW-S von SABA (mit EQ80), der andere einen Körting 51WB. Da der SABA der bessere ist, habe ich diesen dringelassen und reaktiviert. Das 60 cm lange Seil zur Abstimmwippe des Tuners längt sich allerdings, so dass die Abstimmung mechanisch sehr unpräzise ist. Es wird auf die Achse des Drehkos gewickelt, die nur eine halbe Umdrehung von Ende zu Ende macht. Es ist schwer, die Sendermitte zu treffen. Der UKW- S hat etwa die Empfindlichkeit und Trennschärfe eines Standardradios mit den Röhren ECC85, ECH81, EF89, EABC80. Der UKW- S wird mit einem Kippschalter gegenüber dem TO1000 umgeschaltet; er hat einen eigenen Heiztrafo, die Anodenspannung wird vom Hauptnetzteil geliefert.



index.php?t=getfile&id=3260&private=0


Nun zum Radio. In dem einen, besseren Gerät stecken ECH11G und EBF11G in Nachkriegs- Glasausführung von Telefunken. bai der EBF11G ist der AFN- Stempel gut zu erkennen. Ich habe auch ein paar Kleinigkeiten umgebaut, um den UKW- Teil zusätzlich anzuschließen. Die EF12 rechts ist eine EF12k (klingarm) ohne AFN- Stempelung, alle anderen Röhren haben den Stempel. Das Chassis des anderen Gerätes enthielt Stahlröhren so wie deines; sie waren alle ziemlich erschöft.

index.php?t=getfile&id=3261&private=0

Der eine Netztrafo war noch original, aber teilweise verschmort. Ursache war eine durch Kriechstrom verkohlte Brandrille am EM11- Sockel zwischen Anode + und Masse Heizfaden, die das Netzteil schwer in die Knie zwang. Ich habe den nicht originalen Trafo NTR7 des anderen Gerätes eingebaut, der die AZ11 als Zweiweggleichrichter nutzt (beim Originaltrafo auf Einweg gebrückt!). Das Gerät ist erstaunlich brummarm, die für ein Telefunken- Gerät ungewöhnlichen Siemens- Elkos (in beiden Radiochassis) sind noch original und topfit. Die Netzleitungen habe ich alle durch neue schwarze Rundkabel ersetzt, da die alten zerbröselt waren und keine brauchbare Isolierung boten. So kam manche gelb- grüne Strippe ins Gerät.

index.php?t=getfile&id=3262&private=0

Ich hoffe, dass diese Informationen zu diesem seltenen Gerät von Nutzen sind.



Mit freundlichen Grüßen

Ronald


[Aktualisiert am: Mo., 02 März 2015 23:04] vom Moderator

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Aw: Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7179 ist eine Antwort auf Beitrag #7178] Mo., 02 März 2015 20:27 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
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Hallo Dirk,

da Du das bestimmt anschaust- wieso werden in Rolands Beitrag die Bilder nicht angezeigt, sondern nur der Code, kann das mit Rechten im Forum zusammenhängen?
Bitte prüfen !

Übrigens sehr interessanter Thread !

Gruss Ingo
Aw: Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7180 ist eine Antwort auf Beitrag #7179] Mo., 02 März 2015 23:28 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
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Zu den Bildern: Es scheint nicht an den Rechten zu liegen. Aus einem mir im Moment unbekannten Grund setzt das Forum die Bilderlinks nicht richtig um. Wenn ich den Beitrag dann öffne um zu editieren und neu speichere, ohne etwas zu ändern, werden die Links gefixt. Ich muss da mal etwas tiefer hineinschauen, was da passiert. Kann jemand vielleicht beschreiben, wann das passiert? Ich würde die Beiträge evtl. verschieben um diesen Thread hier übersichtlich zu halten.

Zum Telefunken Sessel-Phonosuper M985: Hallo Roland, Danke für Deinen schönen Beitrag hier. Die Plattenspieler wurden oft ersetzt, das ist ein Wermutstropfen. Heute sind die originalen TO1001 Plattenspielder leider sehr teuer (>100 €) geworden und nicht mehr gut zu bekommen.

index.php?t=getfile&id=3263&private=0
Jetzt steht noch das Rätsel mit den Seriennummern und dem Fertigungslos im Raum. Laut der o.a. Liste aus dem Archiv sind insgesamt 987 Geräte gefertigt und 767 verkauft worden. Ich habe dann die Liste der gefertigten Geräte noch einmal selbst zusammengezählt und ich komme auf 30+7+82+71+11+11+129+220+213+149+131+1+6+15+19=1095 Geräte. Das würde auch Deine Seriennummer erklären. Bei der 131 könnte aber die 1 auch durchgestrichen sein und dann wären es 100 Geräte weniger, also 995 Stück. Wie sich die 987 aus dem Text ergeben verstehe ich nicht. Habe ich eine Nummer falsch interpretiert (siehe Bild im Anhang)?
Die Stempelung AFN auf Deinen Röhren ist interessant. Kann niemand, der hier mit liest, etwas dazu sagen?

Viele Grüße

Dirk



Edit: Ich habe oben noch ein Bild in meinem Beitrag ergänzt, wo man im Eck auch ein nachträglich eingebautes Saba UKW-S sieht. Confused


Dirk Becker / Anode

[Aktualisiert am: Mo., 02 März 2015 23:36]

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Aw: Telefunken Sessel- Phonosuper M985 [Beitrag #7181 ist eine Antwort auf Beitrag #7167] Di., 03 März 2015 19:02 Zum vorherigen Beitrag gehen
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Hallo Dirk,

danke für die Bilder Deines Gerätes. Es wurden also auch weitere Geräte mit UKW- Tunern nachgerüstet, sie waren ja derzeit noch neu und ansonsten nicht zukunftsfähig. Weiterhin: Im Radiomuseum Fürth steht ein M985 mit einem nacgerüateten PE- "Rex"- Plattenwechsler, der auch Vinylplatten abspielen kann. Meinen PE38 habe ich aus Gründen der Originalität eingesetzt. Das Lager des Plattentellers ist ausgeschlagen und nur mit etwas dickerem Schmierfett zu rüttelfreier Rotation zu bringen. Die Abschaltautomatik war knallhart festgerostet und hat mich viel Mühe und WD40 gekostet, der Tonarm erhielt bei einem "Nadelspezialisten" eine neue Diamantnadel mit 65 µm Nadelradius. Aber jetzt läuft er, es ist erstaunlich, was für eine Dynamik die alten Platten entwickeln.

Die dunkle Skala mit den Großbuchstaben kannte ich noch nicht, die in meinen Geräten verwendete helle gibt es auch in dem Modell "Zauberland 8H64GWKL", dem parallel gefertigten Tischradio (gleiches Chassis, allerdings mit U- Röhren, als W- Ausführung nicht bekannt). laut RMorg kostete dieser 575 DM, auch nicht gerade ein Pappenstiel, Max Grundig bot im 246W vergleichbare Technik für die Hälfte. Telefunken war wohl seinerzeit eine teure Edelmarke. Die wertig anmutenden Alu- Knöpfe scheinen nur beim Sesselphono verwendet worden zu sein wegen des flachen Designs, die Tischradios haben Bakelitknöpfe. Die AFN- Stempelung der Röhren sollte dem damals häufigen "Röhrenklau" vorbeugen, wenn es beim Herausgehen Taschenkontrollen gab. Der Stempel lässt sich mit Farbverdünnung entfernen, wie ich bei dem nicht mehr leuchtenden EM11 feststellen konnte.

Vielleicht findet sich noch ein weiterer Leser, der zu diesem Gerätetyp etwas beitragen kann. Wahrscheinlich sind heute nicht mehr als 10 Geräte erhalten.

Mit freundlichen Grüßen,

Ronald

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