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Farb TV mit Röhren [Beitrag #13936] Do., 22 August 2019 16:42 Zum nächsten Beitrag gehen
Antennenking ist gerade offline  Antennenking
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Hallo zusammen,

zur Sonder-Ausstellung 50 Jahre DDR-SECAM Farb TV, suche ich einen PAL Farb TV aus der BRD mit xx sehr viele Röhren Telefunken, Grundig, Blaupunkt usw. Ich spreche hier mal die Kollegen in Umkreis von 200 Km an. Wenn er noch ok ist, wäre "suuper" aber reparabel sollte er schon sein. Fals nicht nehme ich auch ein Chassis um den Vergleich zum Color 20 zu haben. Schön wäre ein richtiges "Röhren Grab mit PL 500" er Serie??
Ich will hier nicht eine OST / West Diskussion lostreten. Es soll nur ein Vergleich zum Entwicklungsstand Fab-TV 1969 beider Länder sein.

VG Dieter der Antennenmann
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #13937 ist eine Antwort auf Beitrag #13936] Do., 22 August 2019 21:25 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
röhrenradiofreak ist gerade offline  röhrenradiofreak
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Die meisten Röhren, nämlich 28 Stück, hat Saba in den Farbfernsehgeräten der 1. Generation verbaut, dicht gefolgt von Philips mit 27 Röhren. Die ersten Grundig-Farbfernseher hatten 18 Röhren, alle anderen Hersteller kamen mit 13 oder 14 Röhren aus.

Lutz
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #13938 ist eine Antwort auf Beitrag #13937] Fr., 23 August 2019 05:56 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Antennenking ist gerade offline  Antennenking
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Guten Morgen Lutz,

danke für deine Infos.

VG Dieter der Antennenmann
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #13939 ist eine Antwort auf Beitrag #13938] Fr., 23 August 2019 15:37 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
röhrenradiofreak ist gerade offline  röhrenradiofreak
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Wenn's interessiert, kann ich ja noch ein paar Worte zu den ersten Farbfernsehern in Deutschland schreiben.

Als 1969 das Farbfernsehen in der DDR eingeführt wurde, bauten die meisten westdeutschen Hersteller schon Farbfernseher der zweiten Generation, die deutlich weniger Röhren hatten als die ersten Geräte. Aber Volltransistorgeräte waren noch nicht darunter. Der erste westdeutsche volltransistorisierte Farbfernseher wurde meines Wissens 1970 von Kuba-Imperial gebaut. Andere Hersteller lieferten teilweise noch bis 1973 Farbfernseher, deren Leistungsstufen mit Röhren bestückt waren.

In dieser Hinsicht waren die VEB Fernsehgeräte Stassfurt schon weiter: sie bauten von Anfang an (1969) Farbfernseher, die außer dem Hochspannungsgleichrichter (und natürlich der Bildröhre) keine weiteren Röhren hatten. Das bedeutet aber nicht, dass es mit diesen Geräten keine Probleme gab: die russischen Farbbildröhren, die anfangs verbaut wurden, hatten teilweise Farbreinheits- oder Konvergenzprobleme. Deshalb wurden die ferigen Farbfernseher selektiert: die erste Wahl wurde als Color 20 verkauft, die zweite Wahl (mit kleineren Farbreinheits- oder Konvergenzfehlern) geringfügig billiger als Color 18. Trotzdem kostete so ein Gerät 5 durchschnittliche Monatslöhne. Ein westdeutscher Durchswchnittsverdiener musste für den ersten Farbfernseher 1967 etwa 5-7 Monatslöhne zahlen, 10 Jahre später waren es keine 3 Monatslöhne mehr.


Lutz
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #13940 ist eine Antwort auf Beitrag #13939] Fr., 23 August 2019 19:30 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
ocean-boy 204 ist gerade offline  ocean-boy 204
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Hallo,

meines Wissens nach war der Grund für das volltransistorierte Color 20 Chassis die extrem hohe Ausfallrate von Leistungsröhren, die mußte die DDR aus den sozialistischen Bruderländern beziehen. Es gab dazu mal einen Bericht
in einem Rundfunkmuseum (Fürth) Heft. Wenn Volltransistor-Chassis billiger gewesen wären, hätten westliche Hersteller
die auch schon früher gefertigt.

M.f.G.
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14042 ist eine Antwort auf Beitrag #13940] Di., 08 Oktober 2019 17:43 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Getter
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Völlig richtig ! Die Röhren in den Color-TVs hatten rein wirtschaftliche Gründe. Und deshalb : Korrekter wäre dee Vergleich des Color 20 mit dem voll-Halbleiter-bestückten Gerät von Kuba anno 1970 - oder mit Color-TVs aus USA, die schon anno 1967 voll halbleiterbestückt erhältlich waren.
Und diese Geräte besaßen Bildröhren, welche problemlos 15 Jahre und länger durchgehalten haben, ganz im Gegensatz zu Color 20 Geräten, deren BR oft schon nach einem Jahr hinüber war. Außerdem besaßen diese Geräte einen wesentlich moderneren Innenaufbau, als der Color 20. Und sie besaßen natürlich auch keine völlig veralteten Selengleichrichter, im Gegensatz zum Color 20. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Direkt vergleichen kann man die Ost-Geräte und die West-Geräte überhaupt nicht, man muss dazu unbedingt ausführlich die ganzen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen darstellen.
Und vor allem: Ohne den 20. Jahrestag der Staatsgründung der DDR hätte es den Color 20 mit Sicherheit niemals gegeben, sondern erst entsprechend später.
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14047 ist eine Antwort auf Beitrag #14042] Di., 08 Oktober 2019 19:17 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
röhrenradiofreak ist gerade offline  röhrenradiofreak
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Getter schrieb am Di, 08 Oktober 2019 17:43
Und diese Geräte besaßen Bildröhren, welche problemlos 15 Jahre und länger durchgehalten haben...
Es gab auch im Westen Farbbildröhren, deren Lebensdauer unakzeptabel kurz war. Ich erinnere an die A66-140X von Telefunken, bei denen meist schon nach wenigen Jahren das System für die Farbe Rot kaum noch Emission hatte.

Lutz
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14059 ist eine Antwort auf Beitrag #14047] Do., 10 Oktober 2019 00:15 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Getter
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Oh ja,
das gab es - was ich selber zu Schulzeiten erlebt habe, waren die ITT- Bildröhren aus den späten 80ern, später stand Nokia drauf, völlig gleich, als die Geräte 6-7 Jahre alt waren, fielen oft die Heizungen für das Grün-System (in der Mitte) aus. Ansonsten war das Bild wunderschön hell und scharf, aber so ganz ohne Grün war das dann doch nicht mehr so doll... Und diejenigen Exemplare, wo das nicht passierte, hatten dann spätestens einige Jahre später Gas in der Bildröhre und dadurch Überschläge oder starke Unschärfe. Murks - aber doch ohne Frage immer noch viel besser, eine Röhre im Gerät, die mindestens 6 Jahre, oft doch auch fast 10 Jahre durchhält, als eine, die nur ein Jahr durchhält... oder ? Und diese Murks- Bildröhren waren dann immer nur einzelne, bestimmte Serien, die einzelnen Herstellern danebengegangen sind.
Zum Stassfurt Color 20 gibt es auch noch zu sagen, dass anno 1969 bereits die Farbfernsehtechnik im Westen weitgehend entwickelt war, somit in der DDR man sich Geräte aus dem Westen nur holen musste (und das auch getan hat !) und davon schon einmal sehr vieles übernehmen konnte und nicht mehr selbst entwickeln musste.
Weiterhin gibt es dazu zu sagen, das doch etliche Teile für den Color 20 importiert waren, nicht nur die Bildröhre, beispielsweise die besonders kritischen Transistoren in der Hor.-Endstufe waren zumindest in dem Gerät, das mir mal vor die Füße gestellt wurde, nicht aus DDR-Produktion.
Die voll-Halbleiter-bestückten Geräte aus den USA aus beispielsweise 1967 mussten hingegen keine importierten Teile verwenden, da kam alles aus den USA, man hatte die Technologie längst selbst und vollständig im Griff, hierzulande waren es Firmen wie Philips oder Telefunken, welche überhaupt nichts importieren, nicht einmal irgendetwas von anderen Herstellern zukaufen mussten, die konnten vollständig aus eigenen Teilen von Anfang an ihre Geräte herstellen.
Das ist doch ein gewaltiger Unterschied gegenüber einem auf Befehl der Regierung schnell entwickelten und aus bei wesentlichen Komponenten aus importierten Teilen zusammengesetzten Gerät, das viel später kam, als andernorts das Farbfernsehen (USA ab 1953 !) und wo man sich auch noch technologisch / erfahrungsmäßig bedienen konnte....
Grüße aus HH !
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14070 ist eine Antwort auf Beitrag #14059] Di., 15 Oktober 2019 23:05 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Anode ist gerade offline  Anode
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Jetzt ist doch das passiert, was der TO nicht wollte: Eine ideologisch geprägte Diskussion über Ost- und West-Fernsehgeräte. Trotzdem sind ein paar ganz interessante Fakten hier zusammen getragen worden.
Aber um noch einmal auf den Originalpost zurückzukommen: Konnte jemand mit einem Gerät oder Chassis aushelfen?



Dirk Becker / Anode
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14071 ist eine Antwort auf Beitrag #14070] Mi., 16 Oktober 2019 00:25 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Getter
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Hallo Dirk,
hallo an alle,
allzu ideologisch ist es doch nicht geworden, eher rein faktisch !
Ich habe noch im radiomuseum nachgesehen, dort werden beim Color20 als Erfahrungsbericht sogar 3 nötige Bildröhren-Wechsel bereits während der Garantiezeit erwähnt. Und auch dort wird erwähnt, dass die Zeilenendstufen-Transistoren Importware waren und die Geräte ohne Rücksicht auf Aufwand und Kosten auf politische Anforderung hin zu dem Termin Oktober 1969 entwickelt wurden.
Zusätzlich fand ich dort den folgenden Satz :
radiomuseum wrote :
Der erste volltransistorisierte PAL Farbfernsehempfänger stammt aus Großbritannien um 1968. Es war das von mehreren Geräteherstellern verwendete BRC2000 Gemeinschafts-Dualstandard 405/625 Zeilen Chassis.
Trotzdem bleibt natürlich der Color 20 das erste Volltransistor-Secam- Farbfernsehgerät, ist aber absolut nicht das erste volltransistorisierte Farbfernsehgerät überhaupt, nicht einmal das erste Europas. Und, wie schon erwähnt, in den USA gab es so etwas bereits 1967 und inzwischen ist mir noch aufgefallen, das auch Sony bereits 1967 einen Volltransistor-Farbfernseher hatte.

Nun aber zum Eigentlichen : Falls noch Bedarf besteht, könnte ich leihweise ein Körting Farbchassis anno 1969 anbieten, es besitzt noch PL509 oder 519 und PY500A in der H-Endstufe, die PCF802 als H-Oszillator, PCL805 als Vertikalstufe - und alles andere ist volltransistorisiert. Großes Klappchassis, sauberer Aufbau mit vielen, sehr servicefreundlich beidseitig steckbaren Modulen. Energiesparender Aufbau mit einem Netztrafo, der einerseits die Transistor-Stufen versorgt und andererseits für die Röhren-Heizung einen Spartrafo darstellt. (im Radiomuseum habe ich merkwürdigerweise für Körting 1969 nur Österreichische Fertigung gefunden, die haben noch eine PCL86 zusätzlich)
Das Chassis könnte ich leihweise für einige Monate zur Verfügung stellen, muss allerdings anmerken, dass es sich absolut nicht eignet, um zu zeigen, wie angeblich rückständig der Westen doch noch gewesen sein soll...

Anzumerken ist bei diesem Thema auch noch, dass es beispielsweise in den USA parallel zu den vollkommen halbleiterbestückten auch noch mindestens bis Mitte der 70er Jahre röhrenbestückte Farbfernsehgeräte zu kaufen gab, sogar weitestgehend mit Röhren bestückte, die waren ganz einfach deutlich preisgünstiger, als die vollkommen halbleiterbestückten Geräte.
Die Transistorisierung war also "im Westen' ganz klar ausschließlich eine Frage des Preises, nicht der Verfügbarkeit einer Technologie.

Grüße aus HH !

[Aktualisiert am: Mi., 16 Oktober 2019 22:21]

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Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14074 ist eine Antwort auf Beitrag #14071] Mi., 16 Oktober 2019 17:32 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
MonsieurTélévision
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Na dann gebe ich auch meinen Senf dazu!
Die einzigen kurzlebigen Bildröhren waren die in Belgien gebauten US-Sylvania Röhren.
Ich unterstelle unter Berücksichtigung der amerikanischen Produktion das man SABA mit
diesen Bildröhren vernichten wollte.
US-Sylvania Bildröhren sind sehr langlebig, bedenkt man auch die US-Sehgewohnheiten/fast
rund um die Uhr!
Letztendlich hat es SABA ja auch den guten Ruf und durch Garantieleistungen das Leben
gekostet.
Wer sich wie ich intensiv mit internationaler Exporttätigkeit beschäftigt hat und auch so sammelt, weiß das deutsche Firmen international den besten Ruf hatten.
Die amerikanischen Firmen hatten dem erst mit der Bedeutung des HiFi-Stereo Marktes etwas
entgegen zu setzen.
Auch die Japaner wurden erst durch Miniaturisierung und Transistorisierung gefährlich.
Vor der Haustür der USA, in Südamerika waren deutsch Firmen und Philips in Sachen Fernsehen
sehr aktiv, in arabischen Ländern sowieso.
"Besiegt" hatte man die USA und GB auch in Australien wo 1956 die europäische CCIR eingeführt wurde.
Grundig verkaufte sogar in den USA Fernseher! Um eine Entwicklung beurteilen zu können,
muß man die Geschichte kennen.

Gruß

Was von SECAM zu halten ist erzählte mir ein Mitarbeiter und Sammler vom tschechischen
Fernsehen! Wie ich bei einem Besuch feststellen durfte, war die gesamte Farbtechnik im
Westen eingekauft worden, es wurde in PAL gearbeitet und aus politischen Gründen in SECAM
gesendet!
Der o.g. Kuba-Farbfernseher war der erste Volltransitor-Fernseher den wir im Sperrmüll
fanden! Das war 1979! Er hatte eine A 66-140X von Valvo und ein traumhaftes Bild nach der
Reparatur!


Beam mich hoch Scotty, in Deutschland gibt es kein AM-Radio und kein 4/3 Fernsehen mehr!
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14077 ist eine Antwort auf Beitrag #14074] Do., 17 Oktober 2019 01:06 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Getter
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Hallo,
obwohl wir nun wirklich nicht mehr bei der ursprünglichen Themenstellung dieses Threads sind, möchte ich hier doch noch etwas hinzufügen :
Monsieur Television wrote :

Die einzigen kurzlebigen Bildröhren waren die in Belgien gebauten US-Sylvania Röhren.
Ohne Frage hatte das belgische Sylvania-Werk Anfang der 1970er Jahre ein Qualitätsproblem bei den Bildröhren. Und es mag tatsächlich sein, dass diese Serie aus Anfang der 70er Jahre aus diesem belgischen Werk von allen missratenen Serien insgesamt die kurzlebigste Serie von Farbbildröhren 'aus dem Westen' war. Aber auch in diesem Fall betraf es eben nur einen kleinen Zeitraum, eine begrenzte Stückzahl, auch wenn diese nicht klein war. Und auch in dem genannten Zeitraum hat das Werk in Belgien nicht nur Ausschuss produziert, die Mehrheit der dort produzierten Bildröhren war durchaus gut, nur eben war die Ausschussquote erheblich zu hoch. Spätestens mit Einführung der Inline-Bildröhren von Sylvania waren die vorherigen Probleme aber vollständig behoben. Übrigens dürfte das Problem der belgischen Sylvania- Bildröhren aus den frühen Siebzigern das gleiche gewesen sein, das die russischen Bildröhren hatten: Zu schlechtes Vakuum, dadurch Überschläge und stark verkürzte Lebensdauer der Kathoden. Zusätzlich allerdings hatten die russischen Bildröhren oft auch noch eine sehr schlechte Farbreinheit, dieses Problem trat bei den belgischen Sylvania nicht auf. Nach den mir bekannten Informationen trat das schlechte Vakuum bei den belgischen Sylvania dadurch auf, dass Ausgasungen aus den verwendeten Materialien aufgetreten waren, welche nicht hinreichend rein waren, während hingegen bei den russischen Bildröhren zu schlechte Pump-Anlagen und schlampige Verarbeitung das Problem darstellten.
Monsieur Television wrote :

Ich unterstelle unter Berücksichtigung der amerikanischen Produktion das man SABA mit
diesen Bildröhren vernichten wollte.
Man nehme es mir nicht übel, aber diese Behauptung möchte ich mal als Unfug bezeichnen.
Falls man tatsächlich eine Firma vernichten möchte, die man übernommen hat, könnte man das wesentlich einfacher und kürzer bewerkstelligen. Betriebswirtschaftlich wäre das natürlich trotzdem vollkommen verrückt, niemand übernimmt eine Firma, nur um sie zu vernichten. Damit hätte man dann ja auch das eingesetzte Kapital vernichtet, keine Firma wird jemals auf die Idee kommen, absichtlich ihr eigenes Kapital zu vernichten ! Man übernimmt eine Firma ausschließlich dann, wenn man sich einen Gewinn davon versprechen kann, also einen Kapitalzuwachs. Falls man tatsächlich an der Firma als solches nicht interessiert ist, sondern durch den Zukauf nur einen Konkurrenten vom Markt nehmen möchte, dann wäre es die einzig sinnvolle Maßnahme, ganz schnell die Entwicklungsabteilung und die Fertigung der übernommenen Firma zu schließen und dann unter dem bekannten Markennamen der übernommenen Firma und mit deren Vertriebsorganisation die eigenen Produkte zu verkaufen, auf denen dann aber der Name der übernommenen Firma mit gutem Ruf steht. So kann man ganz elegant und schnell neue Märkte erobern und den Umsatz der eigenen Produkte ganz erheblich steigern. Möchte man auch das nicht, sondern ist nur am ganz schnellen Geld interessiert, dann schließt man ebenfalls Fertigung und Entwicklung der übernommenen Firma sofort und kauft minderwertige Produkte billig ein, auf denen dann anschließend der Name der übernommenen Firma steht und hofft, dass man auf diese Art soviel minderwertige Ware zu hohen Preisen in den Markt drücken kann, dass sich der Kauf der übernommenen Firma amortisiert hat. Damit ruiniert man zwar die übernommene Firma und deren Markennamen, aber kann durchaus mit einem Gewinn aus der Sache heraus gehen. Aber alle diese Dinge sind nach der Übernahme von Saba durch die GTE nicht passiert !
Im Gegenteil :
Die Firma Saba wurde 1968 durch die Firma GTE übernommen, zuerst nur anteilig zu 50 Prozent, später dann vollständig. Bei der Übernahme war es ein ausdrücklicher Wunsch und eine Forderung der Firma GTE, dass das bisherige Management, besonders der Herr Brunner-Schwer weiterhin für Saba tätig bleiben soll. Weiterhin wurden nennenswerte Gelder in die Firma investiert, es sollen rund 100 Millionen D-Mark gewesen sein, damals eine gigantische Summe. Ohne Preissteigerungen wurde der Umsatz verdreifacht, das heißt, Saba hat erheblich mehr Geräte verkauft, als vorher. Der Marktanteil wurde gesteigert und es sollten sogar neue Märkte erobert werden. Da die Kosten für die Entwicklung, für den Vertrieb, für die Dokumentation usw. nur in geringem Maße oder sogar fast gar nicht abhängig sind von der Anzahl der verkauften Geräte, ist es so möglich, den Gewinn deutlich zu steigern, ohne dass das Produkt in irgendeiner Weise schlechter wird. Im Gegenteil, durch die größeren Stückzahlen erhält man in der Regel wesentlich schneller ein ausgereifteres Produkt, somit eine bessere Produktqualität. Hätte es nicht die belgischen Bildröhren-Probleme gegeben, wäre die Entwicklung der Firma Saba wahrscheinlich tatsächlich ganz anders und sehr erfolgreich gewesen. Nachdem aus Belgien ab Mitte der 70er Jahre gute Inline-Bildröhren kamen, hat sich ja tatsächlich die Firma Saba positiv entwickelt, bis dann der allgemeinen Niedergang der deutschen Unterhaltungselektronik gegen Ende der 1970er/Anfang der 80er Jahre kam, dem sich auch Saba nicht entziehen konnte. Bis dahin hat GTE die Firma Saba positiv begleitet und weitgehend machen lassen, wie sie wollte. Als man dann in den USA merkte, dass insgesamt der wirtschaftliche Ausblick für die Unterhaltungselektronik aus deutscher Fertigung sehr negativ ist, wollte man sich natürlich schnellstmöglich von der Firma Saba trennen, was dann ja auch im Jahre 1980 geschah.
Monsieur Television wrote :

US-Sylvania Bildröhren sind sehr langlebig.
Ja, genau deswegen hat sich bei GTE niemand vorstellen können, dass man Saba einen Schaden zufügt, wenn Saba Sylvania-Bildröhren einbaut... Man hatte das neue Bildröhrenwerk in Europa, Saba hingegen hatte keine eigenen Bildröhren, sondern musste diese bei der Konkurrenz, also bei Valvo (Philips !) oder bei Telefunken oder sonstwo einkaufen und die Firma Saba war zu klein, um dabei gute Konditionen zu bekommen oder gar in irgendeiner Weise Druck ausüben zu können.

In diesem Zusammenhang noch ein Kommentar zum Buch von Peter Zudeick / Brunner-Schwer mit dem Titel "Saba-Bilanz einer Aufgabe" :
Brunner-Schwer ist vor Fertigstellung jenes Buches verstorben. Er hat also keinen Einfluss darauf gehabt, was dort tatsächlich steht und wie es formuliert ist. Stattdessen hat sich der m.E. zumindest damals weit links positionierte und m.E. zumindest damals eifrig gegen die USA agitierende Peter Zudeick die vorhandenen Textteile von Brunner-Schwer genommen und daraus ein Buch zusammengesetzt. Wir wissen nicht, was Peter Zudeick dabei weggelassen oder umformuliert hat, wir wissen jedoch, dass Peter Zudeick dabei nach Belieben an verschiedensten Stellen eigene Texte eingefügt hat. Dass dieses geschehen ist, wird in dem Buch erwähnt, aber es ist nirgendwo markiert, welcher Text, welche Textteile denn nun tatsächlich von Brunner-Schwer sind und was von Peter Zudeick hinzugefügt wurde. Eine solche Vorgehensweise ist meiner Ansicht nach höchst unseriös und macht das gesamte Werk äußerst fragwürdig, in puncto historischer Fakten praktisch wertlos, weil man eigentlich alles darin erst gründlich überprüfen muss. Und bei so einer Überprüfung stellt man dann fest, dass tatsächlich Behauptungen in diesem Buch ganz klar und einfach falsch sind. Eigentlich interessiert sich Peter Zudeick in seinen sonstigen Publikationen überhaupt nicht für technische Themen oder für so eine Firma wie Saba, von daher scheint es mir sehr wahrscheinlich, dass Peter Zudeick dieses Machwerk ausschließlich deswegen verfasst hat, weil die US-Firma GTE darin eine wichtige Rolle spielt und man bei der Gelegenheit wunderbar politische Agitation gegen die USA unterbringen konnte.
Ganz allgemein: Ich halte überhaupt nichts von Leuten, deren Ziel es ist, bewusst unvollständige oder falsche Informationen, Hass, Hetze und politische Agitation zu verbreiten. Soetwas ist grundsätzlich nur zerstörerisch. (m.E. steht für "meiner Einschätzung nach")

Wer sich weiter mit der Firma Saba beschäftigen möchte, kann das unter Anderem hier tun :
http://www.sozialgeschichte-uhrenindustrie.de/series/die-sab a/
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14082 ist eine Antwort auf Beitrag #14077] Do., 17 Oktober 2019 16:49 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
MonsieurTélévision
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Werter Getter,

Da fahren Sie aber grobe Geschütze auf und hängen sich weit aus dem Fenster.
Aufgrund welcher Primärquellen glauben Sie so argumentieren zu können?
Die Motive weshalb man Firmen übernimmt sind recht unterschiedlich, es geht aber
immer um Geld und Macht, Korruption ist natürlich ausgeschlossen! Cool
Ich kenne da aber auch ganz unterschiedliche und unglückliche Fälle: Borgward, Treuhand,
AEG/Patente, Studebaker/Packard, Bayer/Monsanto, deutsche Solarindustrie...
Damit ist die Märchenstunde zum Thema „nette Übernahmen" für mich aber auch
schon beendet.

Sie glauben das Bildröhrenproblem auf wenige Jahre in den frühen 70ern verorten zu
können?
Da liegen Sie aber falsch! Das Problem mit Sylvania-Bildröhren bestand bereits bei
Farbfernsehern mit 70° Bildröhre Ende der 60er Jahre und kann bis zur Modellreihe
1976/77 nachgewiesen werden! In meiner Sammlung stehen 2 Bild-in-Bild Fernseher
aus diesem Produktionsjahr die damals mit dem Fotomodell Uschi Obermaier beworben
wurden.
Darüber hinaus waren nicht nur Farbbildröhren sondern auch die Palette der Schwarz-
weißbildröhren von Sylvania mit Qualitätsmängeln behaftet!
Wenn ich annehme, daß diese Bildröhren ca. 8-9 Jahre verbaut wurden, das Problem
mit seinen Folgen vielleicht erst nach 2-3 Jahren richtig bewußt wurde, frage ich mich,
weshalb man es in ca. 5 Jahren nicht abstellen konnte/wollte!
Das erklären Sie mir doch mal bitte!
Jeder hier mitlesende Berufsfernsehtechniker wird Ihnen bestätigen können, das nicht
einmal der Klebstoff der das Typenschild auf der Bildröhre halten sollte etwas taugte.
Die Schildchen hingen alle herunter und wurden nur noch vom Spanndraht, bzw. der
Entmagnetisierspule in Position gehalten.
Es gab nicht nur Vakuumprobleme sondern den Ausfall einzelner Farben, die meisten
SABA Farbfernseher der späteren Generation hatten dann ein grünes Bild, ersetzt wurden
die Bildröhren dann oft durch Aachener Valvo Röhren samt Ablenkeinheit. Wegen des
geringeren Durchmessers wurde noch vorne ein schwarzer Keder montiert.
Merkwürdiger Weise zitieren Sie offenbar aus einem Buch dessen Inhalt Sie zurecht in
Frage stellen.
SABA war nicht klein! Auch ohne GTE konnten Sie deren Geräte in Chile, Australien
und Schweden, quasi überall in der westlichen Welt und einigen afrikanischen Ländern
erwerben. Wo sollen die neuen Märkte denn gelegen haben?
In der Vergangenheit verwendete SABA gerne Bildröhren von Siemens, Telefunken,
Valvo und Myers. Ich kenne keinen belgischen Fernseher der mit einer Sylvania Bild-
röhre aus belg. Produktion ausgestattet ist! Offensichtlich wurde das Werk nur gebaut
um SABA zu beliefern! Das war ja dann auch ein sehr gutes Geschäft durch die Vertrags-
bindung! So konnte sich SABA von dem Schrottprogramm nicht lösen.
Warum sollte SABA bei Philips keine guten Konditionen bekommen? Wieviele historische
Fernsehempfänger besitzen Sie aus Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Österreich,
Italien, Spanien, Frankreich, Belgien, Portugal, Australien und England?
Bei mir stehen sie dreistellig. Und wissen sie was ich sehe wenn ich sie öffne?
Sehr oft Bildröhren, Ablenkeinheiten, Zeilen-, Ablenk-, Netztrafos, Kanalwähler, Band-
filter von Philips!
Da spielt es auch keine Rolle ob die Firma groß oder klein (3-4 Fernseher pro Woche pro-
duziert) war! Wer bei Philips kaufte, kaufte nicht mehr woanders, so sieht es aus. Da haben
sie auch ihre Rabattstaffeln für Mitarbeiter großzügig ausgelegt! Erzählte mir ein belg.
Philips-Mitarbeiter. Eumig, Ruhe, Sonne, Effedibi, Wevo, Hauman und Teraco waren deutlich
kleiner als SABA, kauften aber trotzdem bei Philips ein!
Und glauben Sie etwa Firmen wie Grundig, Nordmende, Anex, Minerva, Grammont, Graetz,
Radiomarelli und Bush hätten Philips Konditionen vorschreiben können?
Aldi war später!
Wie vor Jahren im niederländischen Forum zu lesen war, flog Bush aus den Niederlanden
heraus, als sie ihren Volksbilligfernseher TV 22 F dort zu verkaufen begannen. Es heißt
das Philips mit einem Lieferstop für Bildröhren gedroht hätte!
1952 hatten nur wenige westeuropäische Länder das Fernsehen eingeführt und waren froh,
den eigenen Markt beliefern zu können! Ein Angriff von Frankreich war nicht zu befürchten,
da die nie besondere Mobilität an der Produktion von Fernsehern mit anderen Normen
als den eigenen zeigten. Nur die Engländer waren im Fernsehgerätebau sehr aktiv und erfahren
und so hat man es eben erstmals versucht beim Nachbarn über dem Kanal hausieren zu gehen.
Nach dem Verkauf von weniger als 200 Geräten war Feierabend! Crying or Very Sad

Auch Radiobel (gegründet durch Bell Telephone Mfg./USA) in Belgien mußte Bildröhren verbauen,
die längst aus der Mode waren aber unter die Leute mußten. Ich muß Ihnen wohl nicht erzählen,
daß 43cm Bildröhren mit 70° Ablenkung und ohne Aluminisierung gerade für ein recht wohl-
habendes Land wie Belgien 1957 völlig aus der Mode waren. Aber die alten US-Bestände mußten
weg! Nicht einmal die kleinen belgischen Krauterfirmen verwendeten 1957 noch 43cm Bildröhren!

Lernen Sie einfach Märkte nach globaleren Gesichtspunkten zu beurteilen und lernen
Sie Fernseher anderer Länder kennen, lesen Sie alte ausländische Publikationen, dann
ändert sich auch Ihre Wahrnehmung. Smile

Gruß







Beam mich hoch Scotty, in Deutschland gibt es kein AM-Radio und kein 4/3 Fernsehen mehr!
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14083 ist eine Antwort auf Beitrag #14082] Do., 17 Oktober 2019 17:52 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
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So liebe Sammler- und nun muss sich da ein weiterer Moderator reinhängen. Diese Diskussion läuft so interessant mit so vielen Fakten aus dem Ruder, dass Sie aus dem Bereich Kleinanzeigen raus und in TV und Radio rein muss!
Wenn die Sachlichkeit gewahrt bleibt und politische Seitenhiebe sich auf die Historie beschränken, kann es gern noch weitergehen. Wenn es dann langsam einschläft, melde ich mich nochmals und bitte dann um Gerätebilder für einen Artikel in der Funkgeschichte.
Dirk bitte ich diesen Thread zu verschieben und die ursprüngliche Suchanzeige wieder herzustellen, Diskussion dann bald unter TV und Video !

Viele Grüße Ingo
Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14092 ist eine Antwort auf Beitrag #14083] So., 20 Oktober 2019 20:56 Zum vorherigen Beitrag gehen
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Ort: Riemerling

Ich habe diesen Beitrag jetzt erst einmal gesperrt, damit er nicht komplett aus dem Ruder läuft.


Dirk Becker / Anode
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