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Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14077 ist eine Antwort auf Beitrag #14074] Do., 17 Oktober 2019 01:06 Zum vorherigen Beitrag gehenZum vorherigen Beitrag gehen
Getter
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Hallo,
obwohl wir nun wirklich nicht mehr bei der ursprünglichen Themenstellung dieses Threads sind, möchte ich hier doch noch etwas hinzufügen :
Monsieur Television wrote :

Die einzigen kurzlebigen Bildröhren waren die in Belgien gebauten US-Sylvania Röhren.
Ohne Frage hatte das belgische Sylvania-Werk Anfang der 1970er Jahre ein Qualitätsproblem bei den Bildröhren. Und es mag tatsächlich sein, dass diese Serie aus Anfang der 70er Jahre aus diesem belgischen Werk von allen missratenen Serien insgesamt die kurzlebigste Serie von Farbbildröhren 'aus dem Westen' war. Aber auch in diesem Fall betraf es eben nur einen kleinen Zeitraum, eine begrenzte Stückzahl, auch wenn diese nicht klein war. Und auch in dem genannten Zeitraum hat das Werk in Belgien nicht nur Ausschuss produziert, die Mehrheit der dort produzierten Bildröhren war durchaus gut, nur eben war die Ausschussquote erheblich zu hoch. Spätestens mit Einführung der Inline-Bildröhren von Sylvania waren die vorherigen Probleme aber vollständig behoben. Übrigens dürfte das Problem der belgischen Sylvania- Bildröhren aus den frühen Siebzigern das gleiche gewesen sein, das die russischen Bildröhren hatten: Zu schlechtes Vakuum, dadurch Überschläge und stark verkürzte Lebensdauer der Kathoden. Zusätzlich allerdings hatten die russischen Bildröhren oft auch noch eine sehr schlechte Farbreinheit, dieses Problem trat bei den belgischen Sylvania nicht auf. Nach den mir bekannten Informationen trat das schlechte Vakuum bei den belgischen Sylvania dadurch auf, dass Ausgasungen aus den verwendeten Materialien aufgetreten waren, welche nicht hinreichend rein waren, während hingegen bei den russischen Bildröhren zu schlechte Pump-Anlagen und schlampige Verarbeitung das Problem darstellten.
Monsieur Television wrote :

Ich unterstelle unter Berücksichtigung der amerikanischen Produktion das man SABA mit
diesen Bildröhren vernichten wollte.
Man nehme es mir nicht übel, aber diese Behauptung möchte ich mal als Unfug bezeichnen.
Falls man tatsächlich eine Firma vernichten möchte, die man übernommen hat, könnte man das wesentlich einfacher und kürzer bewerkstelligen. Betriebswirtschaftlich wäre das natürlich trotzdem vollkommen verrückt, niemand übernimmt eine Firma, nur um sie zu vernichten. Damit hätte man dann ja auch das eingesetzte Kapital vernichtet, keine Firma wird jemals auf die Idee kommen, absichtlich ihr eigenes Kapital zu vernichten ! Man übernimmt eine Firma ausschließlich dann, wenn man sich einen Gewinn davon versprechen kann, also einen Kapitalzuwachs. Falls man tatsächlich an der Firma als solches nicht interessiert ist, sondern durch den Zukauf nur einen Konkurrenten vom Markt nehmen möchte, dann wäre es die einzig sinnvolle Maßnahme, ganz schnell die Entwicklungsabteilung und die Fertigung der übernommenen Firma zu schließen und dann unter dem bekannten Markennamen der übernommenen Firma und mit deren Vertriebsorganisation die eigenen Produkte zu verkaufen, auf denen dann aber der Name der übernommenen Firma mit gutem Ruf steht. So kann man ganz elegant und schnell neue Märkte erobern und den Umsatz der eigenen Produkte ganz erheblich steigern. Möchte man auch das nicht, sondern ist nur am ganz schnellen Geld interessiert, dann schließt man ebenfalls Fertigung und Entwicklung der übernommenen Firma sofort und kauft minderwertige Produkte billig ein, auf denen dann anschließend der Name der übernommenen Firma steht und hofft, dass man auf diese Art soviel minderwertige Ware zu hohen Preisen in den Markt drücken kann, dass sich der Kauf der übernommenen Firma amortisiert hat. Damit ruiniert man zwar die übernommene Firma und deren Markennamen, aber kann durchaus mit einem Gewinn aus der Sache heraus gehen. Aber alle diese Dinge sind nach der Übernahme von Saba durch die GTE nicht passiert !
Im Gegenteil :
Die Firma Saba wurde 1968 durch die Firma GTE übernommen, zuerst nur anteilig zu 50 Prozent, später dann vollständig. Bei der Übernahme war es ein ausdrücklicher Wunsch und eine Forderung der Firma GTE, dass das bisherige Management, besonders der Herr Brunner-Schwer weiterhin für Saba tätig bleiben soll. Weiterhin wurden nennenswerte Gelder in die Firma investiert, es sollen rund 100 Millionen D-Mark gewesen sein, damals eine gigantische Summe. Ohne Preissteigerungen wurde der Umsatz verdreifacht, das heißt, Saba hat erheblich mehr Geräte verkauft, als vorher. Der Marktanteil wurde gesteigert und es sollten sogar neue Märkte erobert werden. Da die Kosten für die Entwicklung, für den Vertrieb, für die Dokumentation usw. nur in geringem Maße oder sogar fast gar nicht abhängig sind von der Anzahl der verkauften Geräte, ist es so möglich, den Gewinn deutlich zu steigern, ohne dass das Produkt in irgendeiner Weise schlechter wird. Im Gegenteil, durch die größeren Stückzahlen erhält man in der Regel wesentlich schneller ein ausgereifteres Produkt, somit eine bessere Produktqualität. Hätte es nicht die belgischen Bildröhren-Probleme gegeben, wäre die Entwicklung der Firma Saba wahrscheinlich tatsächlich ganz anders und sehr erfolgreich gewesen. Nachdem aus Belgien ab Mitte der 70er Jahre gute Inline-Bildröhren kamen, hat sich ja tatsächlich die Firma Saba positiv entwickelt, bis dann der allgemeinen Niedergang der deutschen Unterhaltungselektronik gegen Ende der 1970er/Anfang der 80er Jahre kam, dem sich auch Saba nicht entziehen konnte. Bis dahin hat GTE die Firma Saba positiv begleitet und weitgehend machen lassen, wie sie wollte. Als man dann in den USA merkte, dass insgesamt der wirtschaftliche Ausblick für die Unterhaltungselektronik aus deutscher Fertigung sehr negativ ist, wollte man sich natürlich schnellstmöglich von der Firma Saba trennen, was dann ja auch im Jahre 1980 geschah.
Monsieur Television wrote :

US-Sylvania Bildröhren sind sehr langlebig.
Ja, genau deswegen hat sich bei GTE niemand vorstellen können, dass man Saba einen Schaden zufügt, wenn Saba Sylvania-Bildröhren einbaut... Man hatte das neue Bildröhrenwerk in Europa, Saba hingegen hatte keine eigenen Bildröhren, sondern musste diese bei der Konkurrenz, also bei Valvo (Philips !) oder bei Telefunken oder sonstwo einkaufen und die Firma Saba war zu klein, um dabei gute Konditionen zu bekommen oder gar in irgendeiner Weise Druck ausüben zu können.

In diesem Zusammenhang noch ein Kommentar zum Buch von Peter Zudeick / Brunner-Schwer mit dem Titel "Saba-Bilanz einer Aufgabe" :
Brunner-Schwer ist vor Fertigstellung jenes Buches verstorben. Er hat also keinen Einfluss darauf gehabt, was dort tatsächlich steht und wie es formuliert ist. Stattdessen hat sich der m.E. zumindest damals weit links positionierte und m.E. zumindest damals eifrig gegen die USA agitierende Peter Zudeick die vorhandenen Textteile von Brunner-Schwer genommen und daraus ein Buch zusammengesetzt. Wir wissen nicht, was Peter Zudeick dabei weggelassen oder umformuliert hat, wir wissen jedoch, dass Peter Zudeick dabei nach Belieben an verschiedensten Stellen eigene Texte eingefügt hat. Dass dieses geschehen ist, wird in dem Buch erwähnt, aber es ist nirgendwo markiert, welcher Text, welche Textteile denn nun tatsächlich von Brunner-Schwer sind und was von Peter Zudeick hinzugefügt wurde. Eine solche Vorgehensweise ist meiner Ansicht nach höchst unseriös und macht das gesamte Werk äußerst fragwürdig, in puncto historischer Fakten praktisch wertlos, weil man eigentlich alles darin erst gründlich überprüfen muss. Und bei so einer Überprüfung stellt man dann fest, dass tatsächlich Behauptungen in diesem Buch ganz klar und einfach falsch sind. Eigentlich interessiert sich Peter Zudeick in seinen sonstigen Publikationen überhaupt nicht für technische Themen oder für so eine Firma wie Saba, von daher scheint es mir sehr wahrscheinlich, dass Peter Zudeick dieses Machwerk ausschließlich deswegen verfasst hat, weil die US-Firma GTE darin eine wichtige Rolle spielt und man bei der Gelegenheit wunderbar politische Agitation gegen die USA unterbringen konnte.
Ganz allgemein: Ich halte überhaupt nichts von Leuten, deren Ziel es ist, bewusst unvollständige oder falsche Informationen, Hass, Hetze und politische Agitation zu verbreiten. Soetwas ist grundsätzlich nur zerstörerisch. (m.E. steht für "meiner Einschätzung nach")

Wer sich weiter mit der Firma Saba beschäftigen möchte, kann das unter Anderem hier tun :
http://www.sozialgeschichte-uhrenindustrie.de/series/die-sab a/
 
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