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Aw: Farb TV mit Röhren [Beitrag #14082 ist eine Antwort auf Beitrag #14077] Do., 17 Oktober 2019 16:49 Zum vorherigen Beitrag gehenZum vorherigen Beitrag gehen
MonsieurTélévision
Beiträge: 287
Registriert: August 2012
Ort: Zuhause
Werter Getter,

Da fahren Sie aber grobe Geschütze auf und hängen sich weit aus dem Fenster.
Aufgrund welcher Primärquellen glauben Sie so argumentieren zu können?
Die Motive weshalb man Firmen übernimmt sind recht unterschiedlich, es geht aber
immer um Geld und Macht, Korruption ist natürlich ausgeschlossen! Cool
Ich kenne da aber auch ganz unterschiedliche und unglückliche Fälle: Borgward, Treuhand,
AEG/Patente, Studebaker/Packard, Bayer/Monsanto, deutsche Solarindustrie...
Damit ist die Märchenstunde zum Thema „nette Übernahmen" für mich aber auch
schon beendet.

Sie glauben das Bildröhrenproblem auf wenige Jahre in den frühen 70ern verorten zu
können?
Da liegen Sie aber falsch! Das Problem mit Sylvania-Bildröhren bestand bereits bei
Farbfernsehern mit 70° Bildröhre Ende der 60er Jahre und kann bis zur Modellreihe
1976/77 nachgewiesen werden! In meiner Sammlung stehen 2 Bild-in-Bild Fernseher
aus diesem Produktionsjahr die damals mit dem Fotomodell Uschi Obermaier beworben
wurden.
Darüber hinaus waren nicht nur Farbbildröhren sondern auch die Palette der Schwarz-
weißbildröhren von Sylvania mit Qualitätsmängeln behaftet!
Wenn ich annehme, daß diese Bildröhren ca. 8-9 Jahre verbaut wurden, das Problem
mit seinen Folgen vielleicht erst nach 2-3 Jahren richtig bewußt wurde, frage ich mich,
weshalb man es in ca. 5 Jahren nicht abstellen konnte/wollte!
Das erklären Sie mir doch mal bitte!
Jeder hier mitlesende Berufsfernsehtechniker wird Ihnen bestätigen können, das nicht
einmal der Klebstoff der das Typenschild auf der Bildröhre halten sollte etwas taugte.
Die Schildchen hingen alle herunter und wurden nur noch vom Spanndraht, bzw. der
Entmagnetisierspule in Position gehalten.
Es gab nicht nur Vakuumprobleme sondern den Ausfall einzelner Farben, die meisten
SABA Farbfernseher der späteren Generation hatten dann ein grünes Bild, ersetzt wurden
die Bildröhren dann oft durch Aachener Valvo Röhren samt Ablenkeinheit. Wegen des
geringeren Durchmessers wurde noch vorne ein schwarzer Keder montiert.
Merkwürdiger Weise zitieren Sie offenbar aus einem Buch dessen Inhalt Sie zurecht in
Frage stellen.
SABA war nicht klein! Auch ohne GTE konnten Sie deren Geräte in Chile, Australien
und Schweden, quasi überall in der westlichen Welt und einigen afrikanischen Ländern
erwerben. Wo sollen die neuen Märkte denn gelegen haben?
In der Vergangenheit verwendete SABA gerne Bildröhren von Siemens, Telefunken,
Valvo und Myers. Ich kenne keinen belgischen Fernseher der mit einer Sylvania Bild-
röhre aus belg. Produktion ausgestattet ist! Offensichtlich wurde das Werk nur gebaut
um SABA zu beliefern! Das war ja dann auch ein sehr gutes Geschäft durch die Vertrags-
bindung! So konnte sich SABA von dem Schrottprogramm nicht lösen.
Warum sollte SABA bei Philips keine guten Konditionen bekommen? Wieviele historische
Fernsehempfänger besitzen Sie aus Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Österreich,
Italien, Spanien, Frankreich, Belgien, Portugal, Australien und England?
Bei mir stehen sie dreistellig. Und wissen sie was ich sehe wenn ich sie öffne?
Sehr oft Bildröhren, Ablenkeinheiten, Zeilen-, Ablenk-, Netztrafos, Kanalwähler, Band-
filter von Philips!
Da spielt es auch keine Rolle ob die Firma groß oder klein (3-4 Fernseher pro Woche pro-
duziert) war! Wer bei Philips kaufte, kaufte nicht mehr woanders, so sieht es aus. Da haben
sie auch ihre Rabattstaffeln für Mitarbeiter großzügig ausgelegt! Erzählte mir ein belg.
Philips-Mitarbeiter. Eumig, Ruhe, Sonne, Effedibi, Wevo, Hauman und Teraco waren deutlich
kleiner als SABA, kauften aber trotzdem bei Philips ein!
Und glauben Sie etwa Firmen wie Grundig, Nordmende, Anex, Minerva, Grammont, Graetz,
Radiomarelli und Bush hätten Philips Konditionen vorschreiben können?
Aldi war später!
Wie vor Jahren im niederländischen Forum zu lesen war, flog Bush aus den Niederlanden
heraus, als sie ihren Volksbilligfernseher TV 22 F dort zu verkaufen begannen. Es heißt
das Philips mit einem Lieferstop für Bildröhren gedroht hätte!
1952 hatten nur wenige westeuropäische Länder das Fernsehen eingeführt und waren froh,
den eigenen Markt beliefern zu können! Ein Angriff von Frankreich war nicht zu befürchten,
da die nie besondere Mobilität an der Produktion von Fernsehern mit anderen Normen
als den eigenen zeigten. Nur die Engländer waren im Fernsehgerätebau sehr aktiv und erfahren
und so hat man es eben erstmals versucht beim Nachbarn über dem Kanal hausieren zu gehen.
Nach dem Verkauf von weniger als 200 Geräten war Feierabend! Crying or Very Sad

Auch Radiobel (gegründet durch Bell Telephone Mfg./USA) in Belgien mußte Bildröhren verbauen,
die längst aus der Mode waren aber unter die Leute mußten. Ich muß Ihnen wohl nicht erzählen,
daß 43cm Bildröhren mit 70° Ablenkung und ohne Aluminisierung gerade für ein recht wohl-
habendes Land wie Belgien 1957 völlig aus der Mode waren. Aber die alten US-Bestände mußten
weg! Nicht einmal die kleinen belgischen Krauterfirmen verwendeten 1957 noch 43cm Bildröhren!

Lernen Sie einfach Märkte nach globaleren Gesichtspunkten zu beurteilen und lernen
Sie Fernseher anderer Länder kennen, lesen Sie alte ausländische Publikationen, dann
ändert sich auch Ihre Wahrnehmung. Smile

Gruß







Beam mich hoch Scotty, in Deutschland gibt es kein AM-Radio und kein 4/3 Fernsehen mehr!
 
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