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Aw: Information zum Röhrenmessgerät 9 Rel 3 K 311 von Siemens [Beitrag #230 ist eine Antwort auf Beitrag #229] Di., 07 August 2012 13:33 Zum vorherigen Beitrag gehenZum vorherigen Beitrag gehen
Eckhard ist gerade offline  Eckhard
Beiträge: 53
Registriert: Juli 2012
Hallo,

zur Beantwortung der Frage muss ich etwas weiter ausholen.

Für die Beschaffung von elektronischen Messgeräten für den Fernmeldedienst gab es bei der Deutschen Bundespost (DBP)zwei Möglichkeiten:
Wenn es sich um im Betrieb häufig benötigte Geräte handelte, gab es Rahmenlieferverträge,
die das FTZ (Fernmeldetechnisches Zentralamt) mit den Herstellern abschloss und die Bedarfsstellen konnten im Rahmen der ihnen zugewiesenen Mittel die Messgeräte über das zuständige Fernmeldezeugamt beschaffen. Hierunter fielen u.a. Universalmessgeräte, Voltmeter, Millivoltmeter,
Oszilloskope (allerdings keine speziellen HF-Messgeräte), Pegelmesser usw.

Für weniger häufig bzw. in geringerer Stückzahl benötigte Messgeräte und für Messgeräte an die
besondere Anforderungen in Bezug auf Verwendung, Genauigkeit und HF-Tauglichkeit gestellt wurden machte das FTZ über die Oberpostdirektionen jährliche Abfragen und stellte so den Bedarf fest. Bei Neueinführungen von Messgeräten konnte das FTZ den Bedarf auch direkt festlegen.
Häufig wurden vom FTZ für diese speziellen Messgeräte Pflichtenhefte für die Hersteller herausgegeben an die sich die Hersteller zu halten hatten. Dies wurde von speziellen Gütepüfern
der Bundespost während der Fertigung bzw. vor Abnahme des jeweiligen Gerätes in Messprotokollen festgehalten. Die Baugruppen und Geräte erhielten nach erfolgter Abnahme den Güteprüfstempel des zuständigen Prüfers.
Messgeräte dieser Kategorie waren z.B. Messoszilloskope ( z.B. Fabrikat Tektronix), spezielles Messequipment für den Betrieb von Sendeanlagen und für die Bezirksprüf- und Messstellen und auch Röhrenmessgeräte.

Röhrenmessgeräte wurden bei der DBP in den 50er und 60er Jahren in den großen Verstärkerstellen, bei der Funkübertragung, bei Funksendestellen, Funkempfangsstellen und den Bezirksprüf- und Messstellen eingesetzt. Die Aufzählung ist nicht vollständig.

Das Siemens Röhrenmessgerät 9 Rel 3K 311 wurde anfangs der 50er Jahre über das FTZ bei der DBP eingeführt. Mit jeder Neueinführung eines Gerätes mussten die Anwenderdienstellen nach einer bestimmten Frist einen Bericht über die Brauchbarkeit, das Handling und eventuelle Mängel über
die zuständige OPDn an das Fachreferat beim FTZ berichten. Auftretende Mängel mussten auch nach Ablauf der Frist gemeldet werden. Derartige Meldungen waren wichtig um erforderlichenfalls die jeweiligen Pflichtenhefte für die Hersteller ändern zu können.
Das Röhrenmessgerät 9 Rel 3K 311 wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von der Fa. Siemens in
Zusammenarbeit mit der DBP, der Bundesbahn und anderen Behörden gebaut. Ob es ein Pflichtenheft für das Gerät von der DBP oder von anderer Seite gegeben hat dürfte nicht mehr feststellbar sein.
Für das Röhrenmessgerät gab es Prüfkarten von RE(NS)-Röhren angefangen bis zu Röhren, die Anfang der 50er Jahre auf den Markt kamen.
Aufgrund von Mängelmeldungen aus dem Betrieb an das FTZ, sah sich das FTZ veranlasst das Schreiben vom 04.04.1952 an die Oberpostdirektionen bezüglich des Röhrenmessgerätes 9 Rel 3K 311 der Fa. Siemens herauszugeben. Es ist sicher davon auszugehen, dass keine von diesen Mängelmeldungen in stofflicher Form erhalten geblieben ist und somit heute auch keine weiteren Aussagen gemacht werden können.

Das in dem Schreiben erwähnte Röhrenprüfgerät Neuberger RPM 370 war bei der DBP nicht sehr verbreitet.

Mitte der 50er Jahre kam das Röhrenmessgerät 55 der Fa. Grundig bei der DBP zum Einsatz.
Dieses Gerät wurde aufgrund von Vorgaben der DBP hauptsächlich für die Prüfung der Weitverkehrsröhren und anderen Spezialröhren entwickelt. Das Röhrenmessgerät 55 war ab ca. 1957 bei der DBP im Einsatz. Später, ab ca. 1965 kam das Nachfolgemodell, das Röhrenmessgerät 55a, zum Einsatz. Mit dem Universaladapter 6040 zum Röhrenmessgerät 55 bzw. 55a konnten praktisch alle Röhren mit den gängigen Fassungen gemessen werden. Für die Poströhren und Spezialröhren gab es besondere Messaufsätze z.B. für die Scheibentriode 2C39Ba.
Mit den Röhrenmessgeräten Grundig 55 und 55a konnte man selbstverständlich die Steilheit
der jeweiligen Röhre direkt messen.

Gruß
Eckhard

[Aktualisiert am: Di., 07 August 2012 16:53]

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